Inselzelltransplantationen könnten Diabetes Typ 1 heilen. Die übertragenen Zellen aus der Bauchspeicheldrüse eines gesunden Spenders produzieren dann Insulin im Körper des Empfängers. Dass diese Methode bislang nur sehr selten eingesetzt wird, hat zwei Gründe. Zum einen liegt es daran, dass Zellen von Spendern nur in begrenzter Menge zur Verfügung stehen. Zum anderen aber vor allem daran, dass die Spenderzellen vom Immunsystem des Empfängers abgestoßen werden, wenn dieser nicht gleichzeitig lebenslang Medikamente einnimmt, die das Immunsystem unterdrücken. Solche Medikamente nennt man Immunsuppressiva.
Einsatz einer Genschere
Da dies mit größeren gesundheitlichen Nachteilen einhergeht, als die Gabe von Insulin, wird diese Methode bislang nur dann eingesetzt, wenn Menschen auch aus anderen Gründen Immunsuppressiva einnehmen müssen, wie zum Beispiel nach einer Nierentransplantation.
Was ist eine "Genschere"?

Eine Genschere ist ein molekulares Werkzeug, mit dem gezielt DNA-Sequenzen in einem Organismus verändert werden können. Die bekannteste Genschere ist CRISPR-Cas9. Sie funktioniert wie eine „Schere“, die bestimmte Gene herausschneiden, deaktivieren oder ersetzen kann. Dadurch lassen sich Krankheiten wie Diabetes Typ 1 behandeln, Nutzpflanzen optimieren oder neue Therapien entwickeln.
Hypoimmune Pseudo-Inselzellen
Ziel der Forschung ist es deswegen, diese Abstoßungsreaktionen gegenüber transplantierten Inselzellen zu verhindern. Wissenschaftler experimentieren derzeit mit einer genetischen Veränderung von Inselzellen. Dabei werden im Labor mittels einer Genschere zwei Gene aus dem Genom entfernt und danach wird mithilfe von Viren ein anderes Gen installiert. Diese Zellen werden als „hypoimmune Pseudo-Inselzellen“ bezeichnet. Diese Methode wurde bereits erfolgreich im Tierversuch an Mäusen und Affen getestet.
Was sind Inselzellen?

Die Langerhansschen Inseln sind Zellansammlungen in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas), die wichtige Hormone für den Blutzuckerhaushalt produzieren. Die einzelnen Zellen werden Inselzellen genannt. Es gibt verschiedene Typen dieser Inselzellen, darunter die Beta-Zellen, welche Insulin ausschütten (senkt den Blutzucker), und die Alpha-Zellen, die Glucagon freisetzen (erhöht den Blutzucker). Diese Hormone regulieren gemeinsam den Blutzuckerspiegel und sind entscheidend für den Energiestoffwechsel. Bei Diabetes Typ 1 greift das Immunsystem fälschlicherweise die insulinausschüttenden Beta-Zellen an und zerstört diese. Dadurch kann der Körper kein oder nur noch sehr wenig Insulin produzieren.
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Zellen produzierten vier Wochen lang Insulin
Kürzlich wurde diese Methode erstmals an einem Patienten aus Schweden getestet. Die hypoimmunen Pseudo-Inselzellen wurden ihm in den Oberarm gespritzt. Immunsupprimierende Medikamente erhielt der Patient nicht. Die transplantierten Zellen überlebten vier Wochen und produzierten in dieser Zeit nachweislich Insulin. Dieser Zeitraum mag auf den ersten Blick kurz erscheinen. Das Ergebnis stellt aber einen großen Erfolg bei der Entwicklung einer Heilmethode von Diabetes Typ 1 dar.