Unter dem Begriff Prädiabetes fasst man verschiedene Vorstadien von Diabetes zusammen, bei denen der Nüchternblutzucker bereits erhöht und/oder die Glukosetoleranz gestört ist, aber noch kein Diabetes vorliegt. In diesem Stadium kann man sich durch einen gesunden Lebensstil effektiv vor Diabetes schützen. Neben regelmäßiger Bewegung ist eine gesunde Ernährung hilfreich.
Hilfreiches Abbauprodukt von Senföl
Schwedische Forscher machten sich auf die Suche nach natürlichen Wirkstoffen, die ähnlich wie das Diabetesmedikament Metformin die Glukoneogenese in der Leber hemmen. Als Glukoneogenese wird die Zuckerbildung im Körper bezeichnet. Dabei stießen sie auf Sulforaphan, einen sekundären Pflanzenstoff, der aus einem Abbauprodukt des in Kreuzblütengewächsen wie Kohl und Brokkoli enthaltenen Senföls entsteht.
Was sind Brokkolisprossen?

Brokkolisprossen sind die jungen Keimlinge der Brokkolipflanze. Sie sehen aus wie kleine grüne Fäden und schmecken leicht scharf. Sie sind besonders gesund, weil sie viele Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien enthalten. Ein wichtiger Stoff in ihnen heißt Sulforaphan, der entzündungshemmend wirkt, die Zellen schützt und anscheinend auch helfen kann, den Blutzucker zu senken. Außerdem können Brokkolisprossen das Immunsystem stärken und das Risiko für bestimmte Krankheiten senken. Man kann sie auch roh essen, zum Beispiel in Salaten, Smoothies oder auf Brot.
Damit aus Prädiabetes kein Diabetes wird
In einer früheren Studie konnten die Wissenschaftler bereits zeigen, dass die Behandlung mit einem Extrakt aus Brokkolisprossen den Blutzucker von Patienten mit Typ-2-Diabetes senken kann. In der kürzlich veröffentlichten Studie ging es den Wissenschaftlern darum, zu untersuchen, ob der pflanzliche Extrakt Menschen mit Prädiabetes vor der Entwicklung von Typ-2-Diabetes schützen kann.
89 Teilnehmer mit Prädiabetes erhielten dazu entweder einen Extrakt aus Brokkolisprossen oder ein Placebo. Innerhalb von drei Monaten senkte der Extrakt den Nüchternblutzucker, um durchschnittlich 0,2 mmol/l.
Was ist ein MARD?

Als Moderaten Altersdiabetes kurz MARD bezeichnet man die Unterform von Typ-2-Diabetes, an der Menschen erst relativ spät im Leben erkranken. Ihr Anteil unter Menschen mit Diabetes Typ 2 liegt bei etwa 45 Prozent. Dieser Subtyp zeichnet sich durch einen eher milden Krankheitsverlauf mit normaler Insulinproduktion aus. Das Risiko für Nierenerkrankungen der Nieren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist aber deutlich erhöht. Das größte Problem dieser Menschen liegt in der Leber, da die Neigung zur Fettleber erhöht ist.
Auf die Darmbakterien kommt es an
Bei denjenigen, in erster Linie älteren Probanden, den ein MARD ("Mild Age-Related Diabetes", siehe Kasten) droht, fielen die Daten mit minus 0,4 mmol/l am positivsten aus. Dies könnte daran liegen, dass diese Teilnehmer eine andere Zusammensetzung der Keime im Darm aufwiesen als die anderen Probanden, vor allem mehr butyratbildende Bakterien. Das Mikrobiom scheint eine Rolle bei der Bildung von Zucker zu haben
Um den Blutzucker senken zu können, müssen Bestandteile des Sprossenextrakts in Sulforaphan umgewandelt werden. Dafür sind diese Darmbakterien notwendig. Die Senkung des Blutzuckers hängt also mit der Zusammensetzung des Mikrobioms zusammen.