Maren Sturnys Tochter Sarah-Leonie (Spitzname „Nonie“) ist im Alter von sechs Jahren an Diabetes Typ 1 erkrankt. Vor zwei Jahren erschien das erste Buch der Autorin „Rock around the Clock mit Diabetes Typ 1“, in dem es um das Leben mit der Erkrankung rund um den Schulstart ging. Im vergangenen Jahr ist Nonie an eine weiterführende Schule gewechselt. Die spannende Zeit davor und den Übergang selbst macht Sturny zum Mittelpunkt ihres neuen Buches.

Dem Wunsch nach Eigenständigkeit nicht im Weg stehen
In dem im Juni 2024 erschienenen Werk mit dem Titel „Break Free – Eigenständig werden mit Diabetes Typ 1. Wie kleine Diabetesheld*innen groß werden“ geht die engagierte Mutter zunächst auf den Umgang mit Diabetes in der zu Ende gehenden Grundschulzeit ein. In diesem Alter wächst das Bedürfnis von Kindern nach Eigenständigkeit. Es gilt das Management von Diabetes so zu gestalten, dass es diesem Wunsch nicht im Weg steht, denn für Eltern von Kindern mit Diabetes ist es manchmal besonders schwer, ihren Schützling auch mal allein machen zu lassen.
WETID statt Mama
Sturny beschreibt diesen Prozess des Loslassens sehr anschaulich. Ob Klassenfahrt, ein Wochenende bei Freunden, Fast-Food-Sünden, die neue Schule - stets entlässt die gut informierte Mutter ihre Tochter ein kleines Stück mehr aus ihrer Obhut. Man merkt, obwohl es wenig direkt thematisiert wird, dass dies kein einfacher Prozess für die Mutter ist. Eine Stärke des Buches ist, aufzuzeigen, dass das Loslassen, selbst bei kleinen Rückschlägen, auch für Eltern erfüllend sein kann und gutes Teamplay den Weg dafür bereitet.
Nonie nutzt die Kohlenhydrat-Nachschlage-App WETID inzwischen selbstständig. Die erste Klassenfahrt am Ende der Grundschule beweist, dass das aufgeweckte Mädchen auch bei längerer Abwesenheit aus dem mütterlichen Fürsorgeradius schon sehr souverän damit umgehen kann. Sicher eine geteilte Erfahrung, die anderen Eltern hilft, die sich selbst noch oft beim Klammern und Kontrollieren erwischen in dieser schwierigen Phase der anrückenden Pubertät und des baldigen Wechsels auf eine neue Schule.

Diabetes nicht im Mittelpunkt
Sturny betont, dass es nicht bei alle Fragen richtig oder falsch gibt. Wichtiger sei es, den Wunsch nach Eigenständigkeit nicht zu blockieren und positiv zu bestärken. Ein Beispiel der Autorin: Wie reagiert man auf den Wunsch der 10-jährigen Tochter: „Mama, meine Freundin und ich wollen alleine mit der S-Bahn in die Stadt ins Einkaufszentrum fahren, um dort allein zu shoppen.“? Eher vorsichtig und fährt parallel mit dem Auto ins Zentrum und begleitet sie auf ihrer Tour dann unbemerkt, oder spricht man mit den Kindern mögliche Szenarien durch und lässt sie alleine ziehen? - Beide Szenarien seien denkbar und machten Sinn, denn in beiden steht Diabetes nicht im Mittelpunkt des Nachmittags, sondern das Erleben von Selbstständigkeit.
Werte kommen nicht nur vom CGM
Ein nicht unwesentlicher Teil des Buches beschäftigt sich mit dem Übergang auf eine weiterführende Schule. Sturny beschreibt in diesem Teil, wie sie gemeinsam mit ihrer Tochter die neue Schule aussucht. Nicht nur nach "Diabeteskompatibilität", sondern auch nach den dort gelebten Werten und dem Umgang im Kollegium. Auch kommt nicht zu kurz, ob Freunde von Nonie ebenfalls auf diese Schule gehen werden. Es geht eben nicht immer nur um den Diabetes, sondern auch um soziale und ethische Aspekte, die einen Menschen reifen lassen, was hier besonders anschaulich wird.

Natürlich geht es in dem Buch auch darum, wie man mit Kindern im Alter zwischen sechs und zehn Jahren gemeinsam bespricht, welche Probleme im Alltag mit dem Diabetes auftauchen könnten. Wichtige Punkte sind: lernen, gemeinsam Kohlenhydrate zu berechnen oder zumindest zu schätzen, gemeinsam zu überlegen, wie sich Essen und Bewegung auf den Blutzuckerspiegel auswirken können, gemeinsam Erfahrungen machen und lachen, wenn es mal nicht so gut geklappt hat. Im Vordergrund steht dabei immer, sich mit dem Kind als Team begreifen, aus den Erfahrungen zu lernen, um dann auch wirklich loslassen zu können.
Lebensnah und unterhaltsam
Sturnys neues Werk ist in vielen Punkten sehr ausführlich und so reichhaltig, dass es am Anfang fast etwas erschlagend wirkt. Neben den genannten Aspekten geht es auch um Themen wie Achtsamkeit, positive Sprache und Resilienz. Lebensnahe Fallbeispiele machen das Geschriebene immer anschaulich. Insgesamt 200 Seiten geballte Informationen, lebendig und modern geschrieben und trotz der Fülle an Informationen liest es sich locker und unterhaltsam. Auch dieses Mal können wir bedenkenlos eine Empfehlung aussprechen.
Buch bestellen

Erschienen ist das Buch „Break Free – Eigenständig werden mit Diabetes Typ 1“ von Maren Sturny im Karger Verlag (ISBN 978-3318073515) und kostet € 29.-
Maren Sturny ist auch bei DIA-AID [connect] am 17.08. in Duderstadt am Stand von DIASHOP ansprechbar.