Die Diagnose Diabetes Typ 2 wird unter anderem anhand des Blutzuckers morgens im nüchternen Zustand und des Blutzucker-Langzeitwerts (HbA1c) bestimmt. Ab einem Nüchternblutzucker von 126 mg/dl und einem HbA1c von 6,5 Prozent geht man von Diabetes aus.
Schädigungen der Blutgefäße aufgrund erhöhter Zuckerwerte
Prädiabetes bezeichnet ein Diabetes-Vorstadium, bei dem die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist, der Blutzuckerwert aber bereits erhöht ist. Per Definition liegen dann die morgendlichen Blutzuckerwerte zwischen 100 und 125 mg/dl und der HbA1c zwischen 5,7 und 6,4 Prozent. Wenn Prädiabetes vorliegt, ist das Risiko an Typ-2-Diabetes zu erkranken deutlich erhöht. Außerdem ist die Gefahr für Herzinfarkt und Schlaganfall größer. Das liegt an Schädigungen an den kleinen und großen Blutgefäßen aufgrund der erhöhten Zuckerwerte.

Forscher aus Gießen, Siegen und Marburg untersuchten die Bedeutung von Prädiabetes auf ischämische Schlaganfälle. Damit sind die Schlaganfälle gemeint, die aufgrund von verengten oder verstopften Gefäßen auftreten. An der Studie teil nahmen Patienten eines großen Schlaganfallzentrums teil. Dazu wurden auch die Blutzuckerwerte erfasst.
Sechs von zehn mit Schlaganfall haben Prädiabetes oder Diabetes
Bei über sechs von zehn der Teilnehmer dieser Untersuchung lag entweder Diabetes oder Prädiabetes vor. 29 Prozent der Probanden litten bereits an Diabetes, 33 Prozent an Prädiabetes, 38 Prozent wiesen normale Blutzuckerwerte auf.
Infarkte bei Prädiabetes häufiger
Diejenigen mit Prädiabetes erlitten vor allem sogenannte lakunäre Infarkte. Damit sind kleinere Hirninfarkte gemeint, die auf Veränderungen der kleinen Blutgefäße beruhen. Häufig waren auch atherosklerotische Infarkte, bei denen Kalkablagerungen in den Gefäßen vorliegen.
Je älter die Teilnehmer, umso häufiger lag entweder Diabetes oder Prädiabetes vor. Prädiabetes war am häufigsten unter den 75- bis 84-Jährigen. Über die Hälfte der Männer dieser Altersgruppe litt an Prädiabetes. Gleichalte Frauen waren nur halb so oft betroffen. Bei den jüngeren unter 65 Jahren hingegen lagen sowohl Diabetes als auch Prädiabetes bei den Frauen deutlich häufiger vor als bei den Männern. Die Wissenschaftler schlagen deswegen vor, Prädiabetes nicht nur als Vorstufe von Diabetes zu sehen, sondern auch als einen bislang unterschätzten Risikofaktor für Schlaganfälle.
Prädiabetes häufig
Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts ist in Deutschland jeder fünfte zwischen 18 und 79 Jahren von Prädiabetes betroffen. Die Allermeisten ohne es zu wissen, da keine Symptome spürbar sind. Einige Mediziner empfehlen bereits bei Prädiabetes eine Behandlung mit Metformin oder einem GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid. Bei vielen Menschen mit Prädiabetes schützen zwei Veränderungen ihres Lebensstils vor Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung, die zur Hälfte aus Gemüse und wenig Zucker besteht und regelmäßiger Sport mindestens zweieinhalb Stunden pro Woche.