Wer Insulin injizieren muss, weiß: Das Medikament darf nicht zu warm werden. Ohne Kühlung wird es schnell unbrauchbar – besonders in heißen Ländern oder abgelegenen Regionen ohne zuverlässige Stromversorgung. Keine Kühlung ohne Strom? Genau das wollten Dhruv Chaudhary, Mithran Ladhania und Mridul Jain ändern. Die drei Schüler aus Indien entwickelten einen Mini-Kühlschrank, der ganz ohne Strom funktioniert – genannt Thermavault. Und der Clou? Er funktioniert mit gut verfügbaren Salzen.
Was ist anders als bei Kühltaschen?

Viele Menschen mit Diabetes kennen bereits stromlose Kühltaschen für Insulinpens, zum Beispiel von der Firma FRIO. Die funktionieren über Verdunstung: Man taucht sie in Wasser, und wenn dieses verdunstet, entsteht Kälte – ähnlich wie beim Schwitzen.
Die Unterschiede:
- FRIO-Taschen schaffen Temperaturen von etwa 18–26 °C – gut für Reisen, aber nicht ideal für die langfristige Lagerung von Insulin (4 - 8 °C) .
- Der Thermavault kann sogar auf bis zu 0 °C runterkühlen. 4 - 8 °C sind für ihn also kein Problem.
- Während man FRIO einfach neu wässert, muss Thermavault allerdings erhitzt werden – ein kleiner Aufwand für viel Leistung. Im Notfall geht dies aber auch stromlos mit einer Gasflamme oder einem Feuer.
Chemie statt Strom – wie funktioniert das?
Im Inneren des Thermavault wird eine Mischung aus Ammoniumchlorid und Bariumhydroxid verwendet. Sobald diese in Wasser gelöst wird, entzieht die chemische Reaktion der Umgebung Wärme – das Ganze wird eiskalt. So kalt, dass Medikamente wie Insulin über viele Stunden sicher gelagert werden können. Der Effekt hält bis zu 12 Stunden. Danach wird die Lösung einfach erhitzt und kann wiederverwendet werden. Aktuell wird der Thermavault in über 100 Krankenhäusern in Indien getestet – und zeigt vielversprechende Ergebnisse.
Was bringt das in Europa?

Klar – hier gibt’s Kühlschränke an jeder Ecke. Aber auch hier kann der Thermavault nützlich sein:
- Bei Stromausfällen: Als Notfallkühler für Insulin & Co.
- Auf langen Reisen in entlegende Gegenden: Für Menschen mit Diabetes, die flexibel bleiben wollen.
- In mobilen Arztpraxen oder beim Katastrophenschutz: Wo Strom knapp ist, aber Medikamente trotzdem wirken müssen.
Klein, salzig - problemfrei?
Im Thermavault-Kühlschrank kommen Ammoniumchlorid und Bariumhydroxid zum Einsatz. Bei bestimmungsgemäßen Gebrauch ist das System sicher. Kommt es aber zu einem Leck, können reizende Gase (Ammoniak) und giftige Stoffe (Bariumverbindungen) austreten.
Die anfallenden Reaktionsrückstände sind wassergefährdend und dürfen nicht in den Müll oder ins Abwasser. Sie müssen fachgerecht als Sondermüll entsorgt werden. Dies könnte in Entwicklungs- und Schwellenländern ein Problem darstellen.
Einfache Ideen für große Probleme
Trotzdem zeigen drei Teenager mit dem Thermavault, wie einfache Ideen große Probleme lösen können. Ihre salzbetriebene Kühleinheit ist nicht nur ein wissenschaftlicher Erfolg – sondern auch ein Hoffnungsschimmer für Millionen insulinpflichtiger Menschen weltweit, besonders in Regionen, die von einer zuverlässigen Stromversorgung abgeschnitten sind.