Alltagsdroge oder gesundes Genussmittel?

Wie gesund sind Kaffee und Koffein?

Die einen verteufeln Kaffee als ungesund, die anderen behaupten „stimmt nicht“. Was denn nun? Die Autoren einer Studie aus Singapur wollten es genau wissen und gingen den Mythen nach, die sich um Koffein ranken.

 

Früher hieß es immer, Kaffee sei schlecht für den Blutdruck und schlecht fürs Herz. Dies gilt schon lange nicht mehr. Im Gegenteil, in den letzten Jahren sind diverse Studien veröffentlicht worden, die zu dem Ergebnis kommen, dass Menschen, die keinen oder nur sehr wenig Kaffee trinken, sogar häufiger unter bestimmten Krankheiten leiden, zu denen neben Herz-Kreislauf-Krankheiten, Parkinson und Alzheimer auch Typ-2-Diabetes zählen.

Forscher der Universität in Singapur gingen diesen Widersprüchlichkeiten nach und publizierten einen Übersichtsbeitrag. Dabei unterschieden sie zwischen den Wirkungen von Kaffee und dem Inhaltsstoff Koffein.

Völlig ungefährlich ist Koffein nicht. Um sich wirklich zu vergiften, müsste man aber in relativ kurzer Zeit über 75 Tassen Kaffee trinken. Aber auch schon 15 bis 20 Tassen können innere Unruhe, Nervosität und Schlafstörungen auslösen. Kaffee dehydriert nicht, er stimuliert höchstens den Harndrang. Auf den Wasserhaushalt hat er keine Auswirkungen. Auch schon in deutlich geringeren Mengen gefährlich ist hingegen das in Energy Drinks enthaltene Koffein, vor allem dann, wenn es mit Alkohol zusammen eingenommen wird.

Koffein hält nur kurzzeitig wach

Jeder kennt das, Müdigkeit macht sich breit und eine Tasse starken Kaffee macht wieder munter. Koffein macht wach und leistungsbereit. Dieser Effekt ist aber nur sehr kurzfristig. Schafmangel kann mit Kaffee nicht ausgeglichen werden. Kaffee spät am Abend getrunken, kann sich auch negativ auf den Schlaf auswirken.

Blutdruck steigt nicht nach Kaffeegenuss an

Durch Kaffee steigt der Blutdruck nicht, nicht einmal bei Menschen, die unter zu hohem Blutdruck leiden. Dies gilt aber nur für Kaffee und nicht für andere koffeinhaltige Getränke, wie Energy Drinks. Offensichtlich enthält Kaffee andere Substanzen, die der blutdrucksteigernden Wirkung von Koffein entgegenwirken.

Auch für das Herz ist Kaffee nicht schädlich. Selbst Herzkranke dürfen bis zu sechs Tassen Filterkaffee pro Tag trinken. Es scheint sogar, dass ein maßvoller Genuss von Kaffee sich gut auf das Herz auswirkt. Wer unter zu hohen Cholesterinwerten leidet, für den ist die Zubereitungsart von Kaffee nicht ganz unwichtig. Das Cafestol im Kaffee erhöht Cholesterin. Diese Erhöhung spielt aber nur bei ungefiltertem Kaffee eine Rolle. Bei hohen Cholesterinwerten ist es deswegen günstiger, nicht zu viel türkischen Kaffee oder Kaffee aus der French Press zu trinken.

Keine erhöhte Krebsgefahr

Vor 20 Jahren glaubte man, dass Kaffee krebserregend ist. Die Autoren kommen jedoch zu dem Schluss, dass Kaffee das Risiko für Krebs nicht erhöht. Im Gegenteil, moderater Kaffeegenuss scheint in gewissem Maße bei einigen Krebsarten sogar einen eher schützenden Effekt zu haben.

Und was ist mit Insulin?

Die eine Studie kommt zu dem Schluss, Koffein steigere den Blutzuckerspiegel über den gesamten Tag hinweg. Die andere vermutet, dass Kaffee die Insulinsensitivität verbessern könnte und damit den Blutzucker senken könnte. Die Daten könnten uneinheitlicher nicht sein. Offensichtlich haben Koffein und Kaffee eine unterschiedliche Wirkung auf den Insulinspiegel. Es gibt Hinweise, dass Koffein die Insulinsensitivität zumindest kurzfristig reduziert. Koffein in Form von Kaffee genossen hat dagegen keinen negativen Einfluss auf die Insulinresistenz. Im Gegenteil, Kaffeetrinker erkranken seltener an Typ-2-Diabetes. Warum das so ist, weiß niemand ganz genau. Entweder Kaffee enthält zusätzlich zu Koffein einen Stoff, der hier schützt oder aber der Körper gewöhnt sich einfach an Kaffee.

Empfehlung der Wissenschaftler

Die Autoren empfehlen Erwachsenen pro Tag nicht mehr als sechs Tassen Espresso oder vier Tassen Filterkaffee zu trinken, wobei sie betonen, dass die Reaktionen auf Koffein von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein können. Schwangere und Personen, die sehr sensibel auf Koffein reagieren, sollten den Konsum auf jeden Fall einschränken.