Überblick über die verschiedenen Wirkstoffe

Welches Medikament wirkt wie gegen Typ-2-Diabetes?

Bei der Vielzahl an Medikamenten für Diabetiker ist es gar nicht so einfach den Überblick zu behalten. Wir stellen Euch hier die verschiedenen Präparate vor und erklären was sie können und für wen sie sich eignen.

Um den Blutzucker zu senken, sucht der Arzt für jeden Typ-2-Diabetiker die passenden Medikamente aus. Die einen bewähren sich schon seit Jahrzehnten, die anderen sind ganz neu auf dem Markt. Die verschiedenen Wirkstoffe setzen an verschiedenen Stellen an. Manche senken nicht nur den Blutzucker, sondern schützen auch Herz und Nieren. Die einen Medikamente erhöhen die Empfindlichkeit für Insulin oder fördern dessen Freisetzung, die anderen erhöhen die Ausscheidung von Zucker über die Nieren oder greifen über den Darm in den Stoffwechsel ein. Wir stellen euch hier die wichtigsten Antidiabetika vor und schildern wie sie wirken.

Metformin

Metformin ist eines der wichtigsten Medikamente bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes und schon sehr lange auf dem Markt. Der Wirkstoff hemmt die Neubildung von Glukose in der Leber. Damit wird der Blutzucker gesenkt. Außerdem sprechen die Zellen unter der Behandlung mit Metformin wieder besser auf Insulin an. Ärzte verordnen dieses Medikament gerne Übergewichtigen mit Typ-2-Diabetes. Die Substanz kann auch mit anderen Medikamenten kombiniert werden. Nicht einnehmen dürfen es Menschen mit schwerer Nierenschwäche und bestimmten Leber- und Herzerkrankungen. Metformin verursacht zu Beginn der Einnahme oft Magen-Darm-Beschwerden. Manche Patienten vertragen es aber auch langfristig überhaupt nicht.

Sulfonylharnstoffe (Glibenclamid, Glimepirid, Gliclazid und Gliquidon)

Sulfonylharnstoffe sorgen dafür, dass die Zellen in der Bauchspeicheldrüse mehr Insulin ins Blut abgeben. Damit wird der Blutzucker sehr effektiv gesenkt. Diese Präparate verordnet der Arzt, wenn Metformin nicht vertragen wird oder der Blutzucker sich damit nicht ausreichend senken lässt. Produziert die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genug Insulin, können diese Medikamente nicht eingesetzt werden. Nicht optimal sind sie für stark Übergewichtige, da man unter der Einnahme oft zunimmt. Auch Patienten mit Leber- und Nierenerkrankungen dürfen Sulfonylharnstoffe nicht einnehmen. Die Gefahr von Unterzucker ist relativ groß, da Insulin unabhängig vom Blutzuckerspiegel freigesetzt wird. Nach einigen Jahren lässt zudem die Wirkung dieser Substanzen nach und jeder dritte steigt dann auf Insulin um. Ärzte empfehlen Sulfonylharnstoffe vor allem Diabetikern, die noch nicht lange erkrankt sind und nur leicht erhöhte Zuckerwerte haben.

Gliptine (Sitagliptin, Saxagliptin)

Glitpine hemmen den Abbau des Hormons GLP-1 im Darm und senken so indirekt den Blutzucker, da dieses Hormon auf verschiedene Arten dazu beiträgt, den Blutzucker niedrig zu halten. Das Risiko für Unterzucker ist deutlich geringer als bei Sulfonylharnstoffen, da das Hormon nur bei erhöhten Blutzuckerwerten wirkt. Gliptine verordnen Ärzte oft, wenn die Wirkung von Metformin nicht mehr ausreicht. Die Wirkstoffe sind relativ verträglich, deswegen werden sie oft in Kombination mit Metformin eingenommen.

GLP1-Analoga (Exenatid, Liraglutid, Dulaglutid, Albiglutid)

Wie auch die Gliptine wirken GLP-1-Analoga auf den Darm und ahmen dort die Wirkung des Hormons GLP-1 nach. Gliptine regen die Bauchspeicheldrüse an, Insulin freizusetzen. Außerdem mindern sie den Appetit und erleichtern deswegen den Abbau von Übergewicht. Das Risiko von Unterzucker erhöhen sie nicht, da sie nur wirken, wenn die Zuckerwerte erhöht sind. GLP-1-Analoga müssen gespritzt werden, senken den Zucker aber sehr gut und eignen sich deswegen für sehr viele Diabetiker. Der Wirkstoff ist aber recht teuer. Deswegen zahlen die Krankenkassen ihn nur, wenn andere Medikamente nachweislich nicht ausreichend wirken.

Gliflozine (Dapagliflozin, Ertugliflozin und Empagloflozin)

Gliflozine sorgen dafür, dass der Zucker vermehrt über den Urin ausgeschieden wird, indem sie in den Nieren das Eiweiß SGLT-2 hemmen. SGLT-2 hindert nämlich die Ausscheidung von Zucker über den Urin. Gliflozine helfen dabei Übergewicht abzubauen und schützen aktuellen Studien zufolge auch das Herz. Sie eignen sich deswegen nicht nur für übergewichtige Diabetiker, sondern auch für Menschen mit Herzerkrankungen. Diese sogenannten SGLT-2-Hemmer lassen sich auch gut mit anderen Medikamenten kombinieren. Ihr Nachteil: Durch Gliflozine steigt der Zuckergehalt im Urin. Damit steigt das Risiko für Infektionen mit Pilzen und Bakterien im Genitalbereich.

Selten eingesetzte Medikamente

Der Wirkstoff Pioglitazon verbessert die Empfindlichkeit gegenüber Insulin. Die Kassen erstatten die Kosten aber nur in begründeten Ausnahmefällen. Repaglinid erhöht die Produktion von Insulin in der Bauchspeicheldrüse. Der Wirkstoff kommt vor allem bei den Diabetikern zum Einsatz, die wegen Nierenproblemen kein Metformin einnehmen dürfen. Nur dann übernehmen die Kassen auch die Kosten. Acarbose blockiert im Darm das Eiweiß Alpha-Glukosidase. Zu den Nebenwirkungen zählen Blähungen und Durchfall. Seit es Gliptine gibt, kommt Acarbose nur noch selten zum Einsatz.