Blutzuckerwerte verändern sich auch bei Menschen ohne Diabetes
Bei Menschen mit Diabetes unterliegt der Blutzucker hohen Schwankungen. Dies kann an vielen Stellen im Körper Schaden anrichten. Eine gute Überwachung der Werte macht Sinn. Wer nicht an Diabetes erkrankt ist, hat dieses Problem nicht. Dann verändert sich der Blutzucker je nach Ernährung, Bewegung und Stress und bei Frauen abhängig vom Monatszyklus in geringerem Umfang. Trotzdem gibt es eine Bewegung im Internet, bei der auch junge und gesunde Menschen ihre Blutzuckerwerte kontinuierlich ermitteln.
Dabei geht es um Fragen wie: Wie verändern sich meine Blutzuckerwerte im Laufe des Tages? Was passiert, wenn ich Haferflocken esse und was nach einer Handvoll Trauben? Gesundheitliche Selbstoptimierung liegt stark im Trend. Zumindest bekommt man den Eindruck, wenn man sich auf sozialen Medien wie Facebook, TikTok und Instagram bewegt. Allen voran mehr oder weniger bekannte Influencer, die möglichst geringe Blutzuckerschwankungen aus gesundheitlichen Gründen propagieren.
Konstanter Blutzucker soll vor Krebs, Depressionen und Alzheimer schützen
Unter dem Stichwort „Glucose Revolution“ wird eine Ernährung empfohlen, die den Blutzuckerspiegel möglichst konstant im empfohlenen Bereich hält. Das soll vor Krebs, Depressionen und Alzheimer schützen, beim Abnehmen helfen, das Immunsystem fit halten und für bessere Haut sorgen. Die wissenschaftliche Datenlage dazu ist aber dünn.

Blutzucker bei Menschen ohne Diabetes
Nüchtern gemessen liegt der Blutzucker bei Gesunden unter 100 mg/dl. Zwei Stunden nach einer Mahlzeit steigt er an, bleibt aber in der Regel unter 140 mg/dl. War der Teller voller kohlenhydratreichen Speisen aus einfachen Kohlenhydraten kann der Wert auch für kurze Zeit höher steigen. Das körpereigene Insulin sorgt aber rasch für eine Senkung.
Dabei spüren gesunde Menschen auch ohne CGM wie sich ihr Blutzucker verändert. Nach einer zuckerhaltigen Speise bekommen sie schnell wieder Hunger, weil die schnell verfügbaren Kohlenhydrate den Blutzucker ansteigen lassen. Als Reaktion darauf gibt die BauchspeicheldrüseInsulin ab und senkt den Zucker wieder. Auch das kann Hunger auslösen. Anhängern des Blutzucker-Trackings geht es um eine glukosebewusste Ernährung, bei der es wenig Schwankungen im Blutzuckergehalt gibt. Fans der „Glucose Revolution“ versuchen das Auf und Ab der Glukosewerte möglichst zu vermeiden.
Mutter dieser Idee ist die französische Biochemikerin Jessie Inchauspé, die in ihren Büchern und im Internet Tipps zu diesem Thema gibt. „Das Thema Glukose ist für alle Menschen wichtig, nicht nur für Menschen mit Diabetes“, erklärt sie in ihrem Buch „Der Glukose-Trick".

Gefahr von Orthorexie und Magersucht
Sich gesund mit wenig Zucker und schnell verfügbaren Kohlenhydraten zu ernähren ist auch für Menschen ohne Diabetes sinnvoll. Aber was macht die permanente Überwachung des eigenen Körpers mit den Menschen? Es könnte zu einer ungesunden Fixierung auf die eigene Ernährung und damit zu Essstörungen führen. Vor allem Menschen, die zu zwanghaftem Verhalten neigen, könnten den eigenen Blutzuckerwert mehrmals am Tag checken und ihr Essverhalten stark zu verändern. Orthorexie, eine zwanghaft oberflächlich gesunde Ernährung und Magersucht könnten die Folge sein.

Keine kostengünstige Angelegenheit
CGM-Systeme für Menschen mit Diabetes Typ 1 werden seit etwa acht Jahren von den Krankenkassen finanziert. Unter Umständen erhält man auch als Insulinpflichtiger mit Diabetes Typ 2 die Kosten erstattet. Menschen ohne Diabetes müssen die Kosten für ein CGM selbst tragen.
Über das Portal „Hello Inside“ werden CGM-Systeme verkauft und in Verbindung mit einer App die Werte interpretiert. Auch eine Ernährungsberatung ist inklusive. Dafür wird der CGM-Sensor „FreeStyle Libre“ teurer als vom ursprünglichen Hersteller Abbottvertrieben. Kostenpunkt € 100.- pro Monat oder € 250 pro Quartal. Vom Hausarzt überwacht wie bei Menschen mit Diabetes wird das Blutzucker-Tracking aber nicht.